Geheimnis Verdauung: Warum entscheidet unser Darm über Leben und Tod?

Der Darm ist das Zentralorgan unseres Lebens. Er allein liefert die Energie für Muskeln und Nervensystem, für  Gehirn und Herz. Im Darm wird entschieden über unsere Lebenserwartung, über Körpergewicht, Leistungsfähigkeit, Ausdauer und Konzentration, über unsere Nervenstärke und die Stabilität der Haut. Im Darm befinden sich 80 bis 90  Prozent aller Immunzellen, er ist das größte Immun-Organ im Körper überhaupt. Unser Darm ist der Aufpasser an der Schwelle zwischen drinnen und draußen, zwischen Leben und Tod. Er produziert 95 Prozent des körpereigenen „Glückshormons“ Serotonin und ist daher verantwortlich für innere Gelassenheit und Ausgeglichenheit. Er dämpft Angstgefühle, Unsicherheiten und wirkt depressiven Stimmungen entgegen. Alle anderen Organe unseres Körpers werden durch Signale aus dem Kopf gesteuert. Nicht so der Darm. In ihm befindet sich ein zweites Gehirn. Dieses Bauchhirn erhält uns am Leben, ohne dass dies überhaupt ins Bewusstsein dringt. - Und der Hohlraum zwischen Mund und Anus gehört noch zur Außenwelt ist ein Tunnel durch uns hindurch. Wären auf dem Weg zwischen Mund und Anus nicht Kammern, wie der Magen und wären nicht die vielen Krümmungen und Windungen in den Gedärmen, man könnte durch diesen Tunnel und damit durch uns hindurchsehen. – Geheimnis Verdauung – Wunderwerk Darm. Nicht einmal fünf Prozent der Erwachsenen wissen über das Geschehen in ihrem Darm auch nur annähernd Bescheid.

 

Darm Schema
1 = Magen 2 = Dünndarm 3 = absteigender Teil des Dickdarms 4 = aufsteigender Teil des Dickdarms 5 = Wurmfortsatz 6 = Mastdarm 7 = After.

Krankheiten des Verdauungssystems sind in Deutschland die fünfthäufigste Todesursache.  Allein an Darmkrebs erkranken in Deutschland jährlich zwischen 60 000 und 70 000 Menschen, 25 000 bis 30 000  sterben daran. Darmkrebs ist derzeit bei Männern die dritthäufigste und bei Frauen die zweithäufigste Tumorerkrankung in Deutschland. 

 

Weltweit sterben jedes Jahr nach Infektionen des Magen-Darm-Traktes rund drei Millionen Menschen. Allein 2,5 Millionen dieser Todesfälle gehen auf schwere Durchfallerkrankungen zurück. 

Im Darm sitzt der Tod – im Darm sitzt das Leben

Der Darm ist ein ausgesprochen sensibles Organ. Im Darm sitzt der Tod, wussten schon die Ärzte der Antike. Im Darm sitzt aber auch das Leben. Es ist sogar so, dass unser Darm auch ohne Infektion und Krebsbefall generell über Leben und Tod entscheidet. Denn der Darm ist der Anfang des lebendigen Systems, die Basis des Prinzips Leben. Das heißt, wenn unser Darm erkrankt, ist der gesamte Organismus in höchster Gefahr. Das ist so, weil  nur der Darm aus allem, was wir essen, die erforderlichen Bausteine für die vom gesamten Organismus benötigte Lebensenergie herausholen kann. Und ohne Energienachschub ist kein Leben möglich. Nur in unseren Darm kann die Zerlegung und Umwandlung von pflanzlichen und tierischen Bestandteilen in verfügbare Nährstoffe erfolgen. Wenn der Darm also nicht mehr liefert, geht der Organismus zugrunde. Menschen mit schweren Darmerkrankungen magern daher ab, leiden unter „Auszehrung“ und müssen im schlimmsten Fall verhungern

Der Darm ist das Zentralorgan unseres Lebens

Hauptsache an seinen hundert Billionen Bewohnern: den Darmbakterien. Sie sind es, die den Umbau von allem, was wir essen, zu Energieträgern für Muskeln, Gehirn und Herz bewerkstelligen. Wir nennen das „Stoffwechsel“ oder „Metabolismus“. 

 

Diesen Stoffwechsel haben die Bakterien ganz allein erfunden. Und ihre Erfindung war gleichzeitig der Beginn des Lebens. Alles fing damit an, dass sich eine winzige halbdurchlässige Membran vor Milliarden von Jahren um vorhandene Biomoleküle herumgelegt hat, sie umschloss und ab sofort entschied, was in das dadurch entstandene mikroskopisch kleine Gebilde an Stoffen herein darf und was wieder hinaus muss. Diese halbdurchlässige Membran war der erste Darm. Mit ihm begann das Leben. Er gehörte einem Bakterium, dem ersten Lebewesen überhaupt. Und noch immer funktioniert das Lebensprinzip nach den gleichen Regeln: Aufnahme von Stoffen, Zerlegung und Umwandlung in Energie, Ausscheidung der Reste.  

Im Darm werden die lebenswichtigen B-Vitamine hergestellt

Ein gesunder Bauch, das Billionenheer der Darmbakterien – sie entscheiden über unsere Lebenserwartung, über Körpergewicht, Leistungsfähigkeit, Ausdauer und Konzentration, über unsere Nervenstärke und die Stabilität der Haut. Und zwar deshalb, weil unsere Darmbakterien zum Beispiel alle B-Vitamine zur Verfügung stellen, wie das B1 (Thiamin), B2 (Riboflavon), B6 (Pyridoxin), B 12 (Cobalamin). Ohne diese Vitamine würden wir nach dem heutigen Stand der Wissenschaft schwere Stoffwechselstörungen bekommen, Herzschäden und Muskelkrämpfe erleiden und unsere Konzentration würde stark beeinträchtigt. Wahrscheinlich wären wir ohne diese im Darm produzierten Vitamine gänzlich lebensuntüchtig. 

 

Sogar das Vitamin H (auch als Vitamin B7 oder Biotin bezeichnet) wird von Darmbakterien gebildet. Es wirkt nicht nur Depressionen entgegen, sondern ist für eine Vielzahl von Körperfunktionen zuständig. Bei einem Mangel an Vitamin H können neben Depressionen auch Schläfrigkeit und außergewöhnliche Mattigkeit auftreten. Sogar Halluzinationen, Störungen der Herzleistung, der Bewegungsfunktionen und der Muskeln werden bei einem Mangel des Vitamins beobachtet. - Angesichts dieser Fakten wäre es sicher nicht verkehrt, bei depressiven Menschen auch immer an den Bauch zu denken. Möglicherweise können die Darmbakterien bei Depressionen  ihre Vitamin H-Produktion nicht mehr im nötigen Umfang aufrechterhalten.

Im Darm befinden sich bis zu 90 Prozent der Immunabwehrzellen

Im Darm befinden sich auch 80 bis 90  Prozent aller Immunzellen. Nur sie können uns wirklich vor feindlichen Bakterien und Viren schützen. Daher garantiert der Darm auch die Gesundheit unseres gesamten Organismus. Der Darm mit seinen Mikroben ist das größte Immun-Organ im Körper überhaupt. Er ist der Aufpasser an der Schwelle zwischen drinnen und draußen und damit letztlich zwischen Leben und Tod. 

 

Die Darmbakterien in unserem Verdauungstrakt produzieren Vitamine, vergären Zucker, binden Schadstoffe und machen gefährliche Keime unschädlich. Die Mikroorganismen sind auch für die Produktion von Botenstoffen und Hormonen verantwortlich. Auch diese Substanzen werden im Darm produziert. Zum Beispiel kommen rund 95 Prozent des körpereigenen „Glückshormons“ Serotonin aus dem Darm. Dieser Botenstoff (Transmitter) ist lebensnotwendig, verantwortlich für innere Gelassenheit und Ausgeglichenheit. Er dämpft Angstgefühle, Unsicherheiten und wirkt depressiven Stimmungen entgegen.

Der Darm kann auch nach dem Hirntod weiterleben

Sogar nach dem Ausfall des Gehirns (Hirntod) verfügt der Darm noch über komplexe Steuerungsfunktionen. Der für tot erklärte Organismus ist in der Lage, seine Temperatur und sogar den Hormonhaushalt weiterhin selbstständig zu regulieren. Hirntote können verdauen, ihre Darmbakterien arbeiten weiterhin, sie haben auch Stuhlgang. Selbst Infektionen nimmt das Immunsystem von Hirntoten keineswegs selbstverständlich hin, sondern es kann immer noch mit einer Abwehrreaktion antworten. 

 

Unser Bauch ist ein Hochleistungszentrum. Organisiert wird es vom Darm. Er agiert als eigenständiges und souverän entscheidendes Management. Alle anderen Organe unseres Körpers werden durch Signale aus dem Kopf gesteuert. Nicht so der Darm. Er hat seinen eigenen Kopf.

Der Darm hat sein eigenes Gehirn – das Bauchhirn

In unserem Darm befindet sich ein zweites Gehirn. Eigentlich ist es das erste, denn es ist wesentlich älter als jenes in unserem Schädel. Von diesem Darm- oder Bauchhirn sind wir mindestens so abhängig, wie vom Kopfhirn. - Der Darm erhält uns am Leben, ohne dass dies überhaupt ins Bewusstsein dringt und ohne dass er sich vom Kopfhirn dreinreden lässt. 

Unser Darm gehört noch zur Außenwelt – "im Darm" heißt nicht "im Körperinneren"

Und noch eine verblüffende Besonderheit zeichnet unseren Darm aus, von dem die meisten Menschen noch nie gehört haben, obwohl sie 70, 80 oder 100 Jahre von ihrem Verdauungstrakt durchzogen sind – von der Geburt bis zum Tod: Der Hohlraum zwischen Mund und Anus gehört eindeutig noch zur Außenwelt. Unser Darm ist ein Außenweltkanal, ein Tunnel durch uns hindurch. Wären auf dem Weg zwischen Mund und Anus nicht Kammern, wie der Magen und wären nicht die vielen Krümmungen und Windungen in den Gedärmen, man könnte durch diesen Tunnel und damit durch uns hindurchsehen.

 

Erst hinter der muskulösen Wand, von der unser Darm-Tunnel umschlossen ist, beginnt die Innenwelt, unser eigentlicher Körper. Er wird aus dem Tunnel heraus versorgt. Und durch den gleichen Tunnel erfolgt auch die Entsorgung der Reste, die der Körper nicht braucht.

Alles, was hinter der Tunnelwand liegt, bekommt die Stoffe zum Leben quasi durchgereicht. Feinste Blutgefäße (zu denen Bakterien Zutrittsverbot haben) in der Darmwand nehmen auf, was von den Verdauungsbakterien zur Verfügung gestellt wird und transportieren es über das riesige Leitungsnetz des Adergeflechts bis in die fernsten Regionen des Körperkonglomerats. 

 

Versorgt werden auf diese Weise alle Aggregate wie Herz, Nieren, Leber etc. Die Elektronen der Nahrungsmoleküle erreichen zuverlässig die Billionen Kraftwerke der Mitochondrien in allen unseren Körperzellen.

Körper-Außenhaut und Darmwand grenzen den Organismus ab

Der Mensch und die meisten anderen Lebewesen haben also zwei Hüllen, die ihren Körper nach außen abgrenzen: die Körper-Außenhaut und die Darmwand. Aber das sind keine starren Grenzen, sondern sie haben membranartige Eigenschaften, wie bereits das erste Bakterium. Sie sind bis zu einem gewissen Grad durchlässig, können aufnehmen und abgeben.

 

Die Versorger selbst, also unsere Darmbakterien, die uns mit Nahrungsmitteln, Hormonen und Vitaminen auffüllen, leben draußen, sie sind nicht in uns. Wenn sie in uns auftauchen, wird es gefährlich. Denn sobald sie in die Blutbahn gelangen, haben sie praktisch Zugang zu allen lebenswichtigen Organen. Diese würden sie ohne Rücksicht und ohne zu zögern befallen und damit zerstören. 

 

Ihre Giftstoffe (Endotoxine) sind unsere Organe im eigentlichen Körper potenziell tödlich. Das Beispiel Ehec machte es 2011 überdeutlich. Dieses Bakterium war in der Lage, Nieren zu zerstören und Menschen dadurch umzubringen. Wenn Mikroben in uns die Oberhand gewinnen, kann es wie schon erwähnt zur Sepsis (umgangssprachlich „Blutvergiftung“ genannt) kommen. Ebenfalls eine tödliche Bedrohung.

Nicht einmal fünf Prozent wissen über ihren Darm wirklich Bescheid

Es wäre längst an der Zeit, sich in Schule und Erziehung viel mehr mit der Urfunktion unseres Körpers und des Lebens zu befassen: Mit der Verdauung, dem Stoffwechsel, der Energieversorgung. Doch gerade über die Funktionen ihrer Verdauungsorgane sind die allerwenigsten Menschen informiert. Eine Untersuchung  hat ergeben, dass nicht einmal fünf Prozent der Erwachsenen wirklich über das Geschehen in ihrem Darm Bescheid wissen. 

 

Wer verstehen will, was uns von Anbeginn des Lebens antreibt, woher unsere Lebensenergie kommt, aus wie vielen Einzelteilen sich unser ICH zusammensetzt – wie viele wir wirklich sind, der wird hier fündig (Einige Expl. des Buches (NEBEN ICH) mit fehlender Einschweißung sind auch immer zum Sonderpreis erhältlich)..

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Kommentare: 1
  • #1

    Teske (Montag, 11 Mai 2020 17:13)

    Ein Freund hat Divertrikel und Angst vor einer Entfernung des absteigenden Teils des Dick-
    Darms. Hat dieser Teil ein eigenes Lympfsystem oder gehört der Enddarm dazu?
    (Angst vor dem künstlichen Ausgang!!)
    ghhteske@online.de