Upcycling 3: Wenn Vergangenheit auf Zukunft trifft

Ich habe mich das noch nie gefragt. Der Gedanke, dass Kunst in letzter Konsequenz nur durch Auswahl und Wandlung von Vorgefundenem entsteht, ist vielleicht gar nicht zu widerlegen, sage aber, dass Auswahl und Wandlung von Vorgefundenem nicht notwendigerweise Kunst ist.  - Fundstücke transportieren in unvergleichlicher Weise die Idee von Zeit. Ein Objekt, das sich über einen längeren Zeitraum jeglicher Betrachtung entzogen hatte, zeigt diesen ganzen Zeitraum in einem einzigen Augenblick der Neubetrachtung, wodurch diese Zeitrelativierungseigenschaft eines seiner ursprünglichen Bestimmung verloren gegangenen Gegenstandes klar zutage tritt.

1. Herr Eilmsteiner, bei Ihren Arbeiten fällt die große Spannweite auf, zwischen Dolmen, Spiralen, Schutzsteinen  einerseits und den technisch so anspruchsvollen Zeitrelativierungsmaschinen. Hat Ihnen der Granit allein einfach nicht genügt, oder ist es ein besonderer Hang zur Physik, zu den Gesetzen der Natur, der Mechanik der Schwerkraft, der Sie dazu antreibt, Findlinge aus Stein mit Stahl zu vereinen und in Apparate zu integrieren?

 

Eilmsteiner: Es ist ganz einfach die Faszination dem Schweren eine Leichtigkeit zu geben und dem Leichten Gewicht. Die Spannweite finde ich aber nicht so groß, man müsste sich mit allem auseinandersetzten – was aber leider nicht geht.

 

2. Die Bearbeitung des Granits, mit dem Sie einen großen Teil Ihrer Werke künstlerisch gestalten, begann bereits von Millionen von Jahren. Sehr lange vor unserer Zeitrechnung entstand tief unter der Erde aus heißem Magma durch Erkalten das harte Granitgestein. Von tektonischen Kräften wurde es an die Oberfläche gehoben, geformt, verformt, durch Erdabtragung für uns sichtbar und für Sie, den Künstler, bearbeitbar gemacht. Gigatonnen davon liegen im Mühlviertel. Die Erde, die den Granit hervorgebracht hat als eine Art Kunstwerk der Natur, ist so betrachtet die Mutter aller Kunst. Sehen Sie das auch so?

 

Eilmsteiner: Weil die Erde ja alles womit wir umgehen, hervorgebracht hat, ist sie als Mutter von allem  natürlich auch Mutter der Kunst.

 

3. Findlinge unterschiedlichster Art wurden im Dadaismus als Objet trouvé oder Readymades  bezeichnet. Damals wurde zum ersten Mal formuliert, dass  ein Kunstwerk durch die Augen des Betrachters entsteht, dass vorfabrizierte Objekte die Würde eines Kunstwerks erlangen durch die Wahl des Künstlers, der sie entdeckt. Auch Sie haben den Akt der Auswahl, des in Szene Setzens beschrieben, in dem Sie sagen, dass es manchmal lange dauert, bis Ihre Augen genau den Gegenstand finden, der in eines Ihrer Werke passen muss. Sind Sie in diesem Sinne auch Dadaist?

 

Eilmsteiner: Ich habe Probleme mich irgendeinem Ismus zuzuordnen, aber großes Interesse, Dinge die unbeachtet sind und an denen ich skulpturale Eigenschaften entdecke oder sie als feinenergetische Informationsträger erlebe, in einen adäquaten Fokus zu rücken der diesen Eigenschaften gerecht wird.

 

4. Sie arbeiten auch mit Weggeworfenem, mit Rostigem, in der Erde durch Oxidation bearbeiteten Metall. Manchmal müssen Sie, wie schon angesprochen, länger danach suchen und die Augen offen halten. In Ihren Objekten, so sagen Sie, würden Sie diese Dinge dann so einsetzen, „dass sie mit der ursprünglichen Zweckbestimmung möglichst wenig zu tun haben und so eine Verwandlung erfahren“. Diese Verwandlung, die Umwertung, die Aufwertung in Ihren Arbeiten ist letztlich das, was man heute auch mit dem Begriff des Upcyclings bezeichnet, der sich allerdings erst ab 1994 etabliert hat. In Ihren Werken trifft Vergangenheit auf Zukunft. Sie arbeiten mit Jahrmillionen altem Granit und mit Rostobjekten, die auch schon Jahre auf dem Buckel haben, und gestalten Werke, die künftig Ausstellungssäle oder öffentliche Plätze zieren. Ist also jede Kunst eigentlich die Auswahl und Wandlung des Vorgefundenen durch den Künstler?

 

Eilmsteiner: Ich habe mich das noch nie gefragt. Der Gedanke, dass Kunst in letzter Konsequenz nur durch Auswahl und Wandlung von Vorgefundenem entsteht, ist vielleicht gar nicht zu widerlegen, sage aber, dass Auswahl und Wandlung von Vorgefundenem nicht notwendigerweise Kunst ist.  - Fundstücke transportieren in unvergleichlicher Weise die Idee von Zeit. Ein Objekt, das sich über einen längeren Zeitraum jeglicher Betrachtung entzogen hatte, zeigt diesen ganzen Zeitraum in einem einzigen Augenblick der Neubetrachtung, wodurch diese Zeitrelativierungseigenschaft eines seiner ursprünglichen Bestimmung verloren gegangenen Gegenstandes klar zutage tritt.


1. Herr Eilmsteiner, bei Ihren Arbeiten fällt die große Spannweite auf, zwischen Dolmen, Spiralen, Schutzsteinen  einerseits und den technisch so anspruchsvollen Zeitrelativierungsmaschinen. Hat Ihnen der Granit allein einfach nicht genügt, oder ist es ein besonderer Hang zur Physik, zu den Gesetzen der Natur, der Mechanik der Schwerkraft, der Sie dazu antreibt, Findlinge aus Stein mit Stahl zu vereinen und in Apparate zu integrieren?

 

Eilmsteiner: Es ist ganz einfach die Faszination dem Schweren eine Leichtigkeit zu geben und dem Leichten Gewicht. Die Spannweite finde ich aber nicht so groß, man müsste sich mit allem auseinandersetzten – was aber leider nicht geht.

 

2. Die Bearbeitung des Granits, mit dem Sie einen großen Teil Ihrer Werke künstlerisch gestalten, begann bereits von Millionen von Jahren. Sehr lange vor unserer Zeitrechnung entstand tief unter der Erde aus heißem Magma durch Erkalten das harte Granitgestein. Von tektonischen Kräften wurde es an die Oberfläche gehoben, geformt, verformt, durch Erdabtragung für uns sichtbar und für Sie, den Künstler, bearbeitbar gemacht. Gigatonnen davon liegen im Mühlviertel. Die Erde, die den Granit hervorgebracht hat als eine Art Kunstwerk der Natur, ist so betrachtet die Mutter aller Kunst. Sehen Sie das auch so?

 

Eilmsteiner: Weil die Erde ja alles womit wir umgehen, hervorgebracht hat, ist sie als Mutter von allem  natürlich auch Mutter der Kunst.

 

1. Herr Eilmsteiner, bei Ihren Arbeiten fällt die große Spannweite auf, zwischen Dolmen, Spiralen, Schutzsteinen  einerseits und den technisch so anspruchsvollen Zeitrelativierungsmaschinen. Hat Ihnen der Granit allein einfach nicht genügt, oder ist es ein besonderer Hang zur Physik, zu den Gesetzen der Natur, der Mechanik der Schwerkraft, der Sie dazu antreibt, Findlinge aus Stein mit Stahl zu vereinen und in Apparate zu integrieren?

 

Eilmsteiner: Es ist ganz einfach die Faszination dem Schweren eine Leichtigkeit zu geben und dem Leichten Gewicht. Die Spannweite finde ich aber nicht so groß, man müsste sich mit allem auseinandersetzten – was aber leider nicht geht.

 

2. Die Bearbeitung des Granits, mit dem Sie einen großen Teil Ihrer Werke künstlerisch gestalten, begann bereits von Millionen von Jahren. Sehr lange vor unserer Zeitrechnung entstand tief unter der Erde aus heißem Magma durch Erkalten das harte Granitgestein. Von tektonischen Kräften wurde es an die Oberfläche gehoben, geformt, verformt, durch Erdabtragung für uns sichtbar und für Sie, den Künstler, bearbeitbar gemacht. Gigatonnen davon liegen im Mühlviertel. Die Erde, die den Granit hervorgebracht hat als eine Art Kunstwerk der Natur, ist so betrachtet die Mutter aller Kunst. Sehen Sie das auch so?

 

Eilmsteiner: Weil die Erde ja alles womit wir umgehen, hervorgebracht hat, ist sie als Mutter von allem  natürlich auch Mutter der Kunst.

 

3. Findlinge unterschiedlichster Art wurden im Dadaismus als Objet trouvé oder Readymades  bezeichnet. Damals wurde zum ersten Mal formuliert, dass  ein Kunstwerk durch die Augen des Betrachters entsteht, dass vorfabrizierte Objekte die Würde eines Kunstwerks erlangen durch die Wahl des Künstlers, der sie entdeckt. Auch Sie haben den Akt der Auswahl, des in Szene Setzens beschrieben, in dem Sie sagen, dass es manchmal lange dauert, bis Ihre Augen genau den Gegenstand finden, der in eines Ihrer Werke passen muss. Sind Sie in diesem Sinne auch Dadaist?

 

Eilmsteiner: Ich habe Probleme mich irgendeinem Ismus zuzuordnen, aber großes Interesse, Dinge die unbeachtet sind und an denen ich skulpturale Eigenschaften entdecke oder sie als feinenergetische Informationsträger erlebe, in einen adäquaten Fokus zu rücken der diesen Eigenschaften gerecht wird.

 

4. Sie arbeiten auch mit Weggeworfenem, mit Rostigem, in der Erde durch Oxidation bearbeiteten Metall. Manchmal müssen Sie, wie schon angesprochen, länger danach suchen und die Augen offen halten. In Ihren Objekten, so sagen Sie, würden Sie diese Dinge dann so einsetzen, „dass sie mit der ursprünglichen Zweckbestimmung möglichst wenig zu tun haben und so eine Verwandlung erfahren“. Diese Verwandlung, die Umwertung, die Aufwertung in Ihren Arbeiten ist letztlich das, was man heute auch mit dem Begriff des Upcyclings bezeichnet, der sich allerdings erst ab 1994 etabliert hat. In Ihren Werken trifft Vergangenheit auf Zukunft. Sie arbeiten mit Jahrmillionen altem Granit und mit Rostobjekten, die auch schon Jahre auf dem Buckel haben, und gestalten Werke, die künftig Ausstellungssäle oder öffentliche Plätze zieren. Ist also jede Kunst eigentlich die Auswahl und Wandlung des Vorgefundenen durch den Künstler?

 

Eilmsteiner: Ich habe mich das noch nie gefragt. Der Gedanke, dass Kunst in letzter Konsequenz nur durch Auswahl und Wandlung von Vorgefundenem entsteht, ist vielleicht gar nicht zu widerlegen, sage aber, dass Auswahl und Wandlung von Vorgefundenem nicht notwendigerweise Kunst ist.  - Fundstücke transportieren in unvergleichlicher Weise die Idee von Zeit. Ein Objekt, das sich über einen längeren Zeitraum jeglicher Betrachtung entzogen hatte, zeigt diesen ganzen Zeitraum in einem einzigen Augenblick der Neubetrachtung, wodurch diese Zeitrelativierungseigenschaft eines seiner ursprünglichen Bestimmung verloren gegangenen Gegenstandes klar zutage tritt.

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