Die österreichische Hauptstadt Wien an der Donau hat einen und die kleine Gemeinde Stamsried im Bayerischen Wald, hoch über dem Tal des Regenflusses. Im schleswig-holsteinischen Gnutz, Kreis Rendsburg-Eckernförde hat man vor einem Jahrzehnt auf dem 23 Meter hohen Viertsberg ebenfalls einen angelegt. Und in Castrop-Rauxel gibt es seit 1992 einen ganz besonderen. Die Rede ist von „keltischen Baumkreisen“ oder auch „keltischen Baumhoroskopen“. Sie haben vom Meer bis zu den Alpen Konjunktur, locken Jahr für Jahr viele Besucher an. Und sie werden immer mehr.
In der Gemeinde Wald im baden-württembergischen Hohenzollern-Land (Kreis Sigmaringen) wurde 2005 zum Tag des Baumes ein keltischer Baumkreis eingeweiht. In Vils (Tirol), gleich hinter der österreichischen Grenze zum Allgäu gibt es einen ganz jungen, sehr schön im Tal angelegten Baumkreis.
Die Gemeinde Nickenich am Laacher See im Landkreis Mayen-Koblenz, hat ebenfalls einen Keltischen Baumkreis angelegt und gleich daneben, kaum 100 Meter entfernt, stehen die „Bäume des Jahres“ – eine Baumreihe die seit dem Jahr 2000 immer weitergepflanzt wird. Den Anfang machte der Gingko, er ist der „Baum des Jahrtausends“.
Castrop-Rauxel: Keltischer Baumkreis zur Erinnerung an irischen Zechengründer
Besonders eindrucksvoll ist der schon erwähnte keltische Baumkreis von Castrop-Rauxel. Er ist um den sogenannten Hammerkopfturm herum angelegt, einem ehemaligen Luft- und Personenbeförderungsschacht der Zeche Erin. Erin ist der keltische Name der Schutzgöttin Irlands. Als der irische Bergbauunternehmer William Thomas Mulvany die Zeche in Castrop-Rauxel einst gründete, gab er ihr in Erinnerung an seine Heimat den Namen der Göttin. In seiner gälischen Form „Eire“ steht das Wort auch für Irland. Schließlich wurde in Erinnerung an den Zechengründer mit den irisch-keltischen Wurzeln in den 1990er Jahren auch der keltische Baumkreis um den alten Hammerkopfturm angelegt. (Hammerkopfturm heißt das Bauwerk übrigens wegen seiner Form, die in der Tat an einen schweren Hammer erinnert.)
Neue Pläne: Ein Keltenkreis für Remscheid
Die neueste Planung für einen keltischen Baumkreis gibt es knapp 60 Kilometer südlich von Castrop-Rauxel in der kreisfreien Großstadt Remscheid im Regierungsbezirk Düsseldorf. Die Vorsitzende des Landschaftsbeirats der Stadt, Gabriele Lipka hatte die Idee und setzt sich nun ganz besonders dafür ein. Sie möchte ihre Stadt möglichst grün gestalten, und dafür wäre ihr auch ein keltischer Baumkreis sehr recht.
Interview mit Gabriele Lipka: "Altes Wissen mit den Bedürfnissen des modernen Menschen verbinden"
Im Interview mit WagnersAusblick erläutert Gabriele Lipka ihre Idee und die Möglichkeiten, die es in der Stadt zur Verwirklichung gibt:
WagnersAusblick: Sie möchten, dass Remscheid besonders grün wird, dass auch Dächer und Fassaden bewachsen werden. Gibt es dafür schon die Bereitschaft der Bürger?
Gabriele Lipka: Dach- und Fassadenbegrünungen werden bei Bauherren zunächst kritisch gesehen, da sie mit der Sorge vor zusätzlichen Kosten verbunden sind. Somit gibt es hier eine geteilte Bereitschaft im Privatbereich. In den Bebauungsplänen, die der Landschaftsbeirat diskutiert, werden Begrünungen immer angeregt, ebenso wie die Vermeidung von Versieglung (oder Entsiegelungsmaßnahmen) und Randbepflanzungen auf Parkplätzen.
WagnersAusblick: Welche Rolle spielt die Anpflanzung von Bäumen in Ihren Überlegungen?
Lipka: Remscheid hat viele Waldflächen in seinem Umfeld. Ich beziehe mich deshalb auf den Innenstadtbereich. Bäume beeinflussen das Stadtklima positiv, können Extremwitterungslagen mildern, dienen der Artenvielfalt und sie benötigen wenig Pflege. Sie tun den Menschen gut.
WagnersAusblick: Der Duisburger Nabu-Vorsitzende Jürgen Hinke hat kürzlich erklärt, ohne Bäume wären Städte unbewohnbar wie der Mond. Außerdem hätten Bäume etwas Gemütliches, andere sagen etwas Mystisches und Geheimnisvolles und schon deshalb gehörten sie unbedingt in das Stadtbild, das ansonsten oft von Glas und Beton geprägt ist. Sehen Sie das auch so?
"Bäume helfen den Menschen eine Verbindung zur Natur zu erhalten"
Lipka: Ein Stadtbild ohne Bäume kann ich mir nicht vorstellen. Sie bringen Schatten, regen alle Sinne an. Sie helfen dem Menschen eine Verbindung zur Natur zu erhalten.
WagnersAusblick: Ganz besonders faszinierend finden wir Ihr Vorhaben, einen keltischen Baumkreis mit 14 Bäumen in Remscheid anzulegen. Da gibt es ja schon tolle Vorbilder in Wien, in Tirol, in einigen Orten in Baden-Württemberg, in Bayern und Schleswig-Holstein. Was versprechen Sie sich von einem Baumkreis in Remscheid?
Lipka: Vielen Dank für den Hinweis auf bestehende Baumkreise, die ich bislang nicht kannte. Real habe ich eine Anpflanzung auf der Floridade 2012 bei Venlo gesehen. Bäume hatten für alle Kulturen weltweit Bedeutung, z.B. als Versammlungs- oder Gerichtsorte. Heute sind sie ein Ort, an dem Menschen einen Bezug zur Natur erfahren und somit leisten sie im weiteren Sinn ein Beitrag zur Umweltbildung. Weitere Bezüge müssten vor Ort mit den Remscheider Bürgern erarbeitet werden.
WagnersAusblick: Wo würde der Baumkreis in Remscheid denn angelegt werden und wie groß ist die Fläche, die so ein Baumkreis braucht?
Lipka: Das Projekt bewegt mich schon seit einiger Zeit. Es ist sicher aus meiner Beziehung zu Bäumen (Lipka slawisch kleine Linde) entstanden. Der geeignete Ort muss noch gefunden werden, vielleicht in einem Park. Er würde wohl die Größe eines Fußballfeldes benötigen und müsste dauerhaft bestehen können. Paten für die Bäume könnten sicher gefunden werden. Im Projekt müsste sich altes Wissen mit den Bedürfnissen des modernen Menschen verbinden. Aktuell ist mein Schwerpunkt, innerstädtische Grünflächen zu erhalten. Die Bürger müssen wieder lernen damit umzugehen, dass städtisches Grün ihr Grün ist. Das haben unsere Vorväter für uns erreicht. Unter dem Adel und anderen finanzstarken Eliten waren diese Bereiche nicht für jedermann zugänglich. Das bedeutet aber auch Verantwortung zu übernehmen. Es gibt in Remscheid einige Initiativen zur Pflege von städtischem Grün. Diese gilt es zu bestärken und gegebenenfalls zu vernetzen.
"Der Gingko ist meines Erachtens mit seiner Überlebensfähigkeit und Heilkraft für unsere Zeit wichtig"
WagnersAusblick: Um welche 14 Bäume handelt es sich, die dann im Kreis stehen werden?
Lipka: Die Kelten nutzten den Baumkreis u. a. als Jahreskalender und bezogen ihn auf 21 Baumarten. Einige dieser Bäume, z.B. Olive und Feige würden unser rauhes Klima nicht überstehen. Meine Einstellung ist, nicht dogmatisch vorzugehen und auch offen für andere Bäume zu sein. Der Gingko ist meines Erachtens mit seiner Überlebensfähigkeit und Heilkraft für unsere Zeit wichtig.
WagnersAusblick: Und wann soll die Anlage realisiert werden?
Lipka: Wenn sich die Möglichkeit ergibt, die Fläche zur Verfügung steht und ein ganzheitliches Konzept angedacht ist, dass sich Nachhaltigkeit für das Projekt erkennen lässt.
WagnersAusblick: Rechnen Sie auch damit, dass der Baumkreis – ähnlich wie andernorts – zu einem Publikumsmagneten wird?
Lipka: Ihr Hinweis auf bestehende Baumkreise geben mir weitere Anregungen. Der Hinweis auf einen touristischen Aspekt kann gut weiter verfolgt werden.
WagnersAusblick: Frau Lipka, haben Sie herzlichen Dank für dieses Gespräch.
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