Die Urmutter aller Hunde ist zirka 30.000 Jahre alt. Sie war eine europäische Wölfin. Im Erbmaterial der winzigen Mitochondrien-Kraftwerke, die sich innerhalb der Zellen all ihrer Nachkommen befinden, konnte die Abstammungslinie nun bis zur Urwölfin und ihrer Tochter der Urhündin zurückverfolgt werden.
Dass dies gelang hat seinen Grund in einer relativ neuen Untersuchungsmethode. Gemeinhin hat man bei Abstammungsuntersuchungen bislang meist das Erbmaterial DNA im Kern einer Zelle untersucht, um Verwandtschaften auf die Spur zu kommen. Das Erbmaterial des Zellkerns ist dort in zwei Kopien vorhanden, damit bei einer Teilung die Tochterzellen wieder das vollständige Erbmaterial enthalten.
Bei sehr alten Fossilien findet man jedoch oft nur noch wenig oder bruchstückhaftes Erbmaterial in Zellkernen vor, weil die DNA im Zeitraum von Jahrtausenden zerfällt. Deshalb macht die Forschung sich nun zunutze, dass Körperzellen bei Mensch und Tier nicht nur einen Kern, sondern in ihrem Inneren außerdem noch „Organellen“ (kleine Organchen) enthalten, die dort als „Kraftwerke“ arbeiten und jedes Lebewesen mit Energie versorgen. (Ausführliche Darstellung hier). Man bezeichnet diese winzigen Organchen als Mitochondrien. Sie enthalten ihr eigenes Erbmaterial, seit sie vor Milliarden von Jahren, in der Frühzeit der Evolution, als eigenständige Lebewesen in die Zellen eingewandert sind, die sich später zu Tier, Mensch und Pflanze entwickelt haben. Mitochondrien sind ehemalige Bakterien.
Hunderte von Mitochondrien-Kraftwerken arbeiten in jeder Zelle
Das Erbmaterial in den Mitochondrien ist sehr viel umfangreicher als das im Zellkern befindliche. Denn Mitochondrien arbeiten in jeder Zelle nicht nur als ein Einzelexemplar, sondern zu Hunderten und in manchen Zellen sogar zu Tausenden. Dadurch ist die Chance auch entsprechend größer, Vererbungslinien anhand mitochondrialer DNA zurückzuverfolgen.
Mitochondrien sind wie gesagt ehemalige Bakterien mit eigenem Erbmaterial, also mit einer persönlichen DNA. Diese DNA wird seit der hier schon genannten, in der Wissenschaft als „Endsymbiose“ bezeichneten Einwanderung immer nur von der Mutter weitergegeben. So tragen alle Hundenachkommen die von Mutter Urwölfin vererbten Chromosomen noch heute in sich, in den Mitochondrien ihrer Zellkraftwerke.
An der der Universität im finnischen Turku hat nun der deutsche Evolutionsgenetiker Olaf Thalmann gemeinsam mit 30 Kollegen aus aller Welt die Abstammung unserer Haushunde anhand des mitochondrialen Erbmaterials untersucht. Im Fachjournal „Science“ wurde die Studie am 15. November 2013 veröffentlicht. Sie trägt den Titel: “Complete Mitochondrial Genomes of Ancient Canids Suggest a European Origin of Domestic Dogs”.
Erstmals wurden in dieser Studie sehr alte, bis zu 30.000 Jahre zurückdatierte Fossilien mit den derzeit genauesten Methoden der Gensequenzierung untersucht. Dabei entzifferten die Forscher die DNA in den Mitochondrien, den Energiekraftwerken der Zellen. Daraufhin verglichen sie die ausgelesene mitochondriale DNA aus den Fossilien mit der mitochondrialen DNA von 77 heute lebenden Hunden verschiedener Rassen, außerdem mit derjenigen von 49 heute lebenden Wölfen. Das Ergebnis sei eindeutig sagen Thalmann und seine Mitstreiter: Alle modernen Hunde auf dem Globus sind mit Wölfen aus Europa nicht nur verwandt, sondern lassen sich auf diese zurückführen.
Zu diesem sensationellen Ergebnis konnten Thalmann und seine Kollegen nur kommen, weil sie nicht einfach den Kern der Körperzellen von Hund und Wolf untersuchten, sondern die viel stärker prägenden DNA-Spuren der Zellkraftwerke, der Mitochondrien. Sie machten sich die Tatsache zunutze, dass es eben stets Hunderte bis Tausende von Mitochondrien mit eigenem Erbmaterial in jeder einzelnen Körperzelle gibt, währen die Zell-DNA nur im Kern der Zelle vorliegt, von dem eben immer nur einer in jeder Zelle vorhanden ist.
Mit dieser Art von Untersuchungen der mitochondrialen DNA hat man bisher schon erstaunliche Erfolge erzielt. Zum Beispiel gelang die genetische Rekonstruktion des urzeitlichen Höhlenbären, des Mammuts und der Dinosaurier. Aber auch den Verwandtschaftsverhältnissen des modernen Menschen mit dem Neandertaler kam man dadurch auf die Spur. Und nun brachte die Untersuchung der Abstammung unserer Haushunde erneut ein überraschendes Ergebnis an den Tag.
Warum die Eiszeitjäger den Wolf zähmten
Bislang war die Wissenschaft überwiegend davon ausgegangen, dass der Hund vor 10.000 bis 15.000 Jahren in Asien domestiziert wurde und sich von dort in die nördlichen Gefilde Europas ausgebreitet hat. Aber es waren Jäger und Sammler während der letzten Eiszeit vor rund 30.000 Jahren, die in Europa lebten. Das ist nun bewiesen.
Warum die Eiszeitjäger den Wolf vor so langer Zeit schon zähmten, abrichteten und zu ihrem Gefährten machten, darüber gibt die mitochondriale DNA keine Auskunft. Aber die Gründe lassen sich unschwer erahnen. Olaf Thalmann und seine Kollegen gehen davon aus, dass die Wölfe um die Lager der Menschen herumstrichen, wenn sie erbeutetes Fleisch witterten. Die Jäger werden ihnen wohl die Reste der Tiere überlassen haben, die nicht mehr verzehrt wurden. Über diese Abfallverwertung hinaus konnten Wölfe den Jägern auch in anderer Hinsicht nützlich sein. Durch ihre scharfe Witterung bemerkten sie viel früher als Menschen, wenn gefährliche Tiere wie Bär oder Säbelzahntiger sich näherten. Die Unruhe der Wölfe war das Alarmzeichen, das die Jäger rechtzeitig warnte, so dass sie zu den Waffen greifen oder sich in unzugängliche Höhlen zurückziehen konnten.
So begannen im Laufe der Zeit die Wölfe, sich unentbehrlich und zu den besten Freunden der Jäger zu entwickeln. Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die bis heute andauert.
Die Freundschaft Hund-Mensch nahm ihren Anfang also keineswegs erst zur Zeit der neolithischen Revolution vor rund 10.000 Jahren, als eine bescheidene Landwirtschaft begann. Diese früher verbreitete Annahme ist falsch. Der Beginn der Partnerschaft von Hund und Mensch liegt schon in der Zeit vor 18.800 bis vor 32.100 Jahren, wie die Untersuchungen Thalmanns ergeben haben und damit 10.000 bis 20.000 Jahre vor der neolithischen Revolution. (Mit „neolithischer Revolution“ bezeichnet man das Sesshaftwerden des Menschen zu Beginn des Neolithikums, der Jungsteinzeit. Ausführliche Informationen zu den überraschenden Gründen, Bedingungen und Folgen hier:).
Heute gibt es auf der Erde mehr als 300 Hunderassen mit zusammen etwa 500 Millionen Hunden, so die Schätzungen. Die heute bekannten modernen Hunderassen entstanden allerdings durch intensive Züchtung erst in den letzten paar Jahrhunderten. Aber auch sie unterscheiden sich bis heute in ihrer Genetik prinzipiell nicht von ihrem Vorfahren, dem Wolf. Der Evolutionsgenetiker Olaf Thalmann zeigt sich von seinen Forschungen selbst überrascht: „Ich war verblüfft, wie deutlich herauskam, dass die heute lebenden Hunde alle auf gemeinsame Stammbäume zurückgehen, nämlich auf vier Abstammungslinien, die alle in Europa ihren Anfang nahmen."
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Hund (Donnerstag, 02 Juni 2016 23:31)
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DNA Hund Rasse Test durchführen:
Eine Speichelprobe genügt. Die Probeabnahme ist einfach und schmerzlos und kann zu Hause durchgeführt werden. Mit dem im Probeabnahme-Set beigelegten Umschlag senden Sie die Proben ein.Aus der Speichelprobe Ihres Hundes wird die DNA isoliert und auf die verschiedenen Genvarianten untersucht.