Der Heidenschwanz.
Zwölf Geheimnisse für ein starkes Leben.
Aufgezeichnet auf der Frankenhöhe im „Wäldischen“
Von Friedrich Georg Wick
Dieses Buch ist erhältlich in jeder Buchhandlung, bei amazon, und portofrei unter www.starkesleben.de
Buchauszüge:
DER URALER
In meiner Jugend lebte ich in einem Land, das seine Bewohner das „Wäldische“ nennen. Es liegt auf einem Höhenzug, der aus fetten grünen Ebenen gen Osten aufsteigt. Sein Rücken erweckt von Ferne den Anschein einer reglos hingestreckten Echse. Dieses Land gehört zu einem gewaltigen schlangenhaften Körper aus Stein, der mit seinen endlosen Wäldern eine blauschwarze Linie bildet, die weithin sichtbar ist und deren Verlauf beim Blick auf die Erde auch von fernen Himmelskörpern aus noch wahrgenommen werden kann.
Der Landwurm kommt aus der flirrenden Hitze des Südens, zieht sich quer durch Länder und Reiche und endet nach vielen tausend Kilometern weit im Osten, wo sich seine Gestalt in den eisigen Tundren hinter dem Uralgebirge verliert. Sein genauer Ursprung befindet sich an den Gestaden des Mittelländischen Meeres und zwar auf jener Halbinsel, die man die iberische nennt. Sie hat ihren Namen von den geheimnisvollen kaukasischen Iberern, die mit den Kelten einst hierher gekommen waren. Zwischen der Landschaft Andalusien im Süden dieser Halbinsel und dem fern im Osten gelegenen Ural zieht der faltige Landwurm sich hin.
Von Spanien bis nach Russland bildet er als Höhenkamm eine nirgendwo unterbrochene Wasserscheide. Dadurch werden die Flüsse der einen Hälfte des Erdteils ins Mittelmeer, ins Schwarze Meer und ins Kaspische Meer gelenkt, während die andere Hälfte der Gewässer nach Westen in den Atlantischen Ozean, in Nord- und Ostsee, sowie ins nördliche Eismeer fließt.
Der Landrücken ist die längste Falte des riesigen Kontinents Eurasien…
…In meinem Dorf, wo sogar das Dach des alten Burggemäuers das Regenwasser entweder in das Schwarzmeer oder in den Ozean und das Nordmeer lenkt, tauchte mitten in einem fürchterlichen Märzengewitter ein großer und wuchtig einherschreitender Mann auf, der in einen weiten schwarzen Mantel gehüllt war…
… Ich fühlte mich ertappt, und es fuhr mir ein gehöriger Schreck ins Herz. Als er mich mit seiner tiefen Stimme so urplötzlich ansprach, lähmte dies für einen Augeblick sogar meinen Atem. Er redete in einer Weise, die fremd klang in meinen Ohren, kehlig und hart. Aber ich konnte dennoch gut verstehen, was er sagte. Es war kein Rotwelsch, er gehörte wohl nicht zu den Gestalten, die Kreidezeichen an die Häuser malten, den Bauern das Vieh abluchsten und in den Tavernen saßen und tranken.
„Du bist neugierig, hast mich die ganzen Tage beobachtet. Würdest wohl gerne wissen, was einer wie ich so lange auf dem Kirchhof tut. Es muss Dir seltsam anmuten, mich bei Wind und Wetter immer nur dasitzen zu sehen“, sagte er…
… Ich hatte noch immer nicht gewagt, etwas zu sagen. Doch nun konnte ich nicht länger an mich halten: „Zwölf mal zwölf Jahre?“, warf ich zweifelnd ein. „Dann wärt Ihr ja bereits 144. Meine Großmutter ist mit 86 Jahren gestorben und war eine der ältesten hier im Ort.“…
…Es schien, als hätte er mich längst vergessen. Die Dunkelheit verschluckte seine Konturen. Bald vernahm ich nur noch die Stimme neben mir, der ich gebannt zuhörte. Was ich vernahm, war das Geheimnisvollste und Aufwühlendste in meinem noch jungen Leben. Es hat mich nie wieder losgelassen, seit jener Nacht, als ich unter der Linde im Wäldischen der eindringlichen Stimme des uralten Eurasiers lauschte:
„Die Welt, unser Leben, unser Körper, alles ist zwölffach“, hörte ich den Mann sagen.
„Zwölf Himmelskörper und ihre Zeichen bestimmen unser Schicksal.“
„Auf zwölf Kontinenten leben wir Menschen. Amerika, Afrika, Eurasien, Australien und Antarktika sind Land, die anderen sieben sind die Weltmeere.“
„Zwölf Monate hat das Jahr.“
„Zwölf Öffnungen führen in unseren Körper hinein und heraus. Die Augenpaare, die Ohren, die Nasenöffnungen, die Luftröhre, die Speiseröhre, die durch den Mund in uns hineingehen, der Nabel, der uns auf ewig mit der Muttergöttin des Lebens verbindet, die Harnröhre, die Geschlechtsöffnung und der Anus.“
„Unter der Haut liegen zwölf Organe, die unser Leben ermöglichen.“
„Ein Tag währt zweimal zwölf Stunden.“
„Die ersten zwölf Schichten der Erde, auf der wir leben, entscheiden über unser Schicksal und schützen uns vor der Glut in ihrem Innern.“
„Zwölfmal zwölftausend Mal zwölftausend Schritte misst der Gang durch Eurasien – durch die west-östliche Welt, der Weg über die Höhen, den ich zwölfmal gegangen bin.“
„Zwölf Anfänge muss der Mensch machen – erst dann ist eine Sache wirklich verloren oder gewonnen.“
„In zwölf rauhen, finsteren Nächten endet das Sonnenjahr und kehrt dann wieder.“
„Durch zwölf Leben wurde dieser uralte Heidenschwanz hierher getragen. Eine neue Linie beginnt mit der ersten Generation.“
Zwölf Stunden der Nacht saß ich neben dem Mann und lauschte seiner Stimme…
… Dreieinhalb Jahrzehnte später trieb es mich nach einem wilden Leben, das mich weit fortgeführt hatte, zurück in die Heimat auf die blauschwarze Höhe des Wäldischen…
… Immerhin die alte Taverne gab es noch. Sie suchte ich eines Tages auf. Hinter dem Schanktisch stand eine junge Frau. Sie war auffallend groß und ihr markantes Gesicht war eingerahmt von einer lodernden Lohe aus rotblonden Haaren.
In der Gaststube, deren Einrichtung mir nahezu unverändert erschien, saß außer mir niemand. Von geheimnisvollen fremden Gestalten wie einst, war nichts zu sehen. Das Gasthaus war leer. Verweht war der Geruch nach abgestandenem Plamp.
Die Frau brachte mir ungefragt einen frischen Krug mit schäumendem Bier und setzte sich zu meiner Überraschung neben mich auf die Bank…
… Dann sagte sie plötzlich: „Ich habe was für Sie“. Mit diesen Worten holte sie unter dem Schanktisch eine Mappe hervor, die mit einer einfachen Schnur umwickelt war, wie manche Gerichtsakten in früherer Zeit.
„Diese Mappe habe ich für Sie aufgehoben, nachdem mein Großvater gestorben war, denn ich war mir sicher, dass Sie irgendwann wieder hierher kommen würden. Hier drin befindet sich das Vermächtnis des Uralers. Alles, was er und seine Leute in Generationen dem ledernen Heidenschwanz anvertrauten, hat mein Großvater fein säuberlich zu Papier gebracht, übersetzt und manchmal auch in eine uns heutigen Menschen verständlichere Sprache übertragen. Hier ist alles enthalten, was er vom Kundschafter des Heidenpfads erfahren hat, bis zu dessen letzten Tagen und Stunden…“
ZWÖLF GEHEIMNISSE FÜR EIN STARKES LEBEN
1. Gewinne den Tag!
Zuerst zu Dir selbst – dann zu Deinen Werken!
Dies ist die wichtigste Erkenntnis der Uraler für ein starkes Leben.
Denn alles beginnt am Anfang. Bei Dir. Du bist der Anfang.
Dein Tag ist keine Person. Aber er verhält sich Dir gegenüber wie ein Wesen. Jugendlich und kraftvoll am Morgen, müde und zufrieden am Abend. Hingebreitet für die Nacht, bis zum Wiederbeginn in einer neuen Spirale.
Sprich mit Deinem Tagwesen. Frage es, was es für Dich bereithält. Ergründe, wofür der beginnende Tag bestimmt ist. Nimm ihn nicht einfach so achtlos hin. Es ist ein Tag aus Deinem Leben…
7. Suche zwölf Blicke
Winzige Lichtreflexe übertragen die Energie des Körpers in Nervenbahnen und Gehirnströmen. Unsere Blicke sind Energieströme. Bei Depressiven ist ihre Ladung gering. Im Tod verlöscht diese Energie völlig - die Augen brechen. Im Leben kann die Energie der Blicke zu einer Quelle neuer Kraft werden, wenn sie gesucht wird.
Manche Menschen entziehen sich der Energie der Blicke, vermeiden Augenkontakte, schlagen den Blick nieder oder wenden ihn ab. Wer statt dessen in der Lage ist, die Energieströme in sich aufzunehmen, wer es vermag, durch seine eigenen Blicke Kraft zu übertragen, kann Kontrolle über Menschen erhalten. Wer im Laufe eines Tages zwölf Blicke wirklich in sich aufnehmen kann und ihnen nicht ausweicht, saugt Kraft und Stärke aus ihnen.
Die Energie der Blicke haben die Menschen seit eh und je fasziniert. Die Uraler, die nur selten anderen Menschen begegneten, haben forschend Ausschau gehalten nach dem, was ihnen Auge in Auge zu Gesicht gekommen ist und haben überliefert welcher Art Blicke sie gesucht und gefunden haben:
Die strahlenden Blicke eines Kindes
Die fragenden Blicke der Jungfrau
Die feurigen Blicke der Liebe
Die taktierenden Blicke des Weibes
Die weisen Blicke der Alten
Die zänkischen Blicke der Greise
Die wissenden Blicke der Huren
Die anerkennenden Blicke des Freundes
Die herausfordernden Blicke des Feindes
Die stechenden Blicke des Neiders
Die verschlagenen Blicke des Verräters
Die eiskalten Blicke des Mörders
Die flammenden Blicke des Hassers
Die unterwürfigen Blicke des Feiglings
Die traurigen Blicke des Abschieds
Die verklärenden Blicke des Bewunderers
Die triumphierenden Blicke des Siegers…
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